Ausflug zu den urgeschichtlichen Bauern des Unterengadins | ||||
Wanderung, Familienausflug, Schulreise: |
Weitere Möglichkeiten: |
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Blick von Crusch gegen Ramosch und die Mottata. Typische Ackerterrassen. | ||||
Ramosch ist ein Ort, dessen Kirche schon um 930 bezeugt ist. Man hat unter dem heutigen spatgotischen Bau von 1522 eine Saalkirche mit drei Apsiden ausgegraben. Ausser der Kirche, sollten wir in Ramosch unbedingt auch der sehr imposanten Burgruine Tschanüff einen Besuch abstatten. Die Burg ist 1256 erbaut worden. Unser Hauptinteresse bei dieser Wanderung gilt jedoch den Ackerterassen, dem urgeschichtlichen Siedlungsplatz Mottata und den uralten Wegverbindungen. Die markanteren Terrassen, die nordöstlich vom Dorf den Hang hinauf steigen, sind Zeugen des Ackerbaus seit dem Mittelalter. Ihre Form weist auf Pflugbau hin. Im obersten Bereich nahe dem Sattel und auf dem Sattel neben der Mottata selbst finden sich weniger ausgeprägte Terrassen. Sie stammen mindestens zum Teil aus urgeschichtlicher Zeit und man nimmt an, dass sie durch Hackbau verbunden mit |
Abrechen der Ackerflächen entstanden sind. Diese Art Terrassen sind nicht nur hier, sondern in einem weiteren Bereich des flacheren Hanges zwischen 1400 und 1600 m. ü. M. zu finden. Es ist durch pollenanalytische Untersuchungen (Blütenstaub aus Bodenproben) nachgewiesen worden, dass dieses höher gelegene Gebiet bereits in der Jungsteinzeit beweidet worden ist und dass man seit der Bronzezeit hier oben Getreide und Lein angebaut hat. Auch Funde und Ausgrabungen weisen darauf hin, dass seit der Bronzezeit in der höheren Zone Siedlungen bestanden haben. Diese Zone auf der Sonnenseite des Tales bot das bessere Wirtschaftsgebiet als der durch Überschwemmungen gefährdete Talboden oder die steileren, damals dicht bewaldeten Hänge. |
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Diese Skizze zeigt die Lage der historischen Ackerterrassen am Hang und der prähistorischen Ackerterrassen ganz oben beim bronze- und eisenzeitlichen Siedlungsplatz Mottata. Nach A. Raba, Inneralpine Terrassenlandschaft (vgl. Literaturnachweis unten). | ||||
Prähistorische Ackerterrassen neben der oberhalb an die Mottata anschliessenden Kuppe "Fortezza". Im Hintergrund der nach rechts ins Etschtal führende Reschenpass. | ||||
Der Siedlungsplatz Mottata auf einem markanten, felsigen Kopf, der gegen den Inn
fast senkrecht abfällt, ist 1953 entdeckt und durch Grabungen 1954 und 1956-58
eingehend erforscht worden. Eine gute Übersicht gibt der unten zitierte
Ausgrabungsbericht von B. Frei. Eine eingehendere Analyse der Ausgrabungsresultate
durch L. Stauffer ist leider nicht publiziert. |
Die Spuren der späten Bronzezeit, der sogenannten Laugener- oder Melaunerkultur, zeichneten sich deutlicher ab. Es handelte sich wiederum vor allem um Pfostenstellen und einige Mauer- oder Fundamentreste. Es liess sich eindeutig ein Pfostenhaus von 10 auf 7 bis 9 Meter Grösse feststellen. Ein weiterer Hausgrundriss von 16 auf 8 Meter Grösse, den B. Frei aus den Spuren in einer darüber liegenden Schicht glaubte rekonstruieren zu können, ist nach Ansicht von L. Stauffer nicht gesichert. Aus der Zeit des Uebergangs von der Spätbronze- zur Eisenzeit stammt rotbrauner Brandschutt, der auf der Ostseite der Grabung festgestellt worden ist. |
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Plan der Mottata mit Bauten der jüngeren Eisenzeit. Nach JbSGU 47, 1958/59, S.35, Abb. 1. | ||||
Grundriss des mittelbronzezeitlichen Hauses mit Herdstelle. Nach JbSGU 47, 1958/59, Taf. 7B. | ||||
Im Vordergrund die Südwestecke des grossen, quadratischen Hauses aus der jüngeren Eisenzeit, im Hintergrund der Mauerwinkel unbekannter Funktion aus der älteren Eisenzeit. Nach JbSGU 47, 1958/59, Taf. 6A. | ||||
Die Baureste aus der Eisenzeit waren am markantesten. Die Funktion eines
Mauerwinkels von 2 Metern Breite aus der älteren Eisenzeit ist nicht klar, von einem
quadratischen Haus aus der jüngeren Eisenzeit (Fritzens-Sanzeno Kultur, 4. Jh. v. Chr.) fanden
sich hingegen
genügend Elemente um sich ein recht anschauliches Bild davon machen zu können. Es kamen nicht
nur die dicken Trockenmauern, sondern auch 4 regelmässig angeordnete Unterlagssteine für
Ständer im Innern, sowie die Trockenmauern eines kleinen Vorbaus zum Vorschein. Die Mauern
hatten innen ein Vorfundament, worauf vielleicht ein Holzboden auflag, möglicherweise aber
auch Holzwände standen. Letzteres würde bedeuten, dass die Trockenmauern nur den Schutz
des unteren Teiles des Hauses darstellten. Es ist anzunehmen, dass das Haus mit Steinplatten
gedeckt war. L. Stauffer hält es für möglich, dass das Haus zwei Stockwerke besass. |
worden ist, dürfte zu gleicher Zeit bestanden
haben. Das grosse Haus war nach dem Verlassen abgebrannt. |
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Die vermutlich uralte Route aus dem Süden über den Reschenpass und den Fimberpass zum Bodensee. Sie erklärt, weshalb Ramosch schon früh Bedeutung erlangte. | ||||
In den massgeblichen Kreisen ist man sich bewusst, dass die Terrassenlandschaft von Ramosch, deren Wurzeln in die Zeit der Siedlungen auf der Mottata zurückgehen, als historisches Zeugnis und als Kulturgut erhalten und gepflegt werden muss. Ein Problem ist, dass das Gelände verbuscht und - wie die Stiftung Landschaftsschutz zu Bedenken gibt - die markanten, kulturgeschichtlich bedeutenden Konturen verwischt werden, die der Landschaft durch die jahrhundertelange Bewirtschaftung verliehen wurden. |
Die Stiftung hat deshalb mit der Gemeinde, dem Kanton und der Genossenschaft
Gran Alpin ein Projekt lanciert, das dieser Entwicklung Einhalt gebieten soll. |
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Ackerterrassen ob der Strasse von Sent nach Crusch. Geht die Verbuschung weiter, verschwinden die Konturen dieser die Landschaft prägenden Kulturzeugen. | ||||
Zudem ist die Einrichtung eines «Sortengartens» in Ramosch geplant, ein Projekt der Gran
Alpin zur Förderung der Saatgutgewinnung von alten Getreidesorten. |
Am Kirchenhügel von Schuls fanden übrigens Ausgrabungen statt, die
Siedlungsreste aus den selben Perioden wie auf der Mottata von Ramosch zutage
gefördert haben. |
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Engadinerhaus in Ardez. | ||||
Im 12. Jh. neu erbaute und seit dem 17. Jh. nicht mehr benützte Kirche in Sent. Die romantische Kirchenruine, einst eine befestigte Anlage, steht auf einem Felsen im westlichen Teil des Dorfes. | ||||
Literaturhinweise: |
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Text und Fotos: archaeoforum | ||||